Cash Flow Statement: Beispiel für die Berechnung (2024)

Im Jahresabschluss vieler Unternehmen findet man regelmäßig auch den Teil Kapitalflussrechnung oder „Cash Flow Statement“. Was versteht man darunter? Und warum sind diese Daten so relevant, wenn es um die Liquidität des Unternehmens geht? Hier ein Überblick.

Cash Flow Statement: Definition

Das Cash Flow Statement wird in Deutschland als Kapitalflussrechnung bezeichnet. Der Begriff Kapitalflussrechnung kann jedoch missverständlich ausgelegt werden: Es wird nicht das gesamte Kapital des Unternehmens betrachtet, sondern die liquiden Mittel. Der Begriff Cash Flow Statement trifft daher besser zu. Es finden sich häufig auch andere Begriffe, wie Cash Flow Rechnung, Finanzflussrechnung, Mittelherkunftsrechnung, Mittelverwendungsrechnung oder Geldflussrechnung.

Cash Flow Statement: Beispiel für die Berechnung (1)

Doch was verbirgt sich hinter dem Cash Flow Statement? Mit dieser Berechnung werden sämtliche Zahlungsströme eines Unternehmens untersucht. Das Ergebnis legt offen, ob das Unternehmen innerhalb einer bestimmten Periode mehr liquide Mittel generieren konnte oder ob die liquiden Mittel abgenommen haben.

Cash Flow Statement: Erklärung

Wozu benötigt man das Cash Flow Statement überhaupt? Viele Unternehmen sind bereits gesetzlich verpflichtet, eine Kapitalflussrechnung zu erstellen. So ist die Kapitalflussrechnung fester Bestandteil eines Konzernabschlusses (vgl. § 297 Handelsgesetzbuch - HGB). Diese wird nach dem „Deutschen Rechnungslegungsstandard Nr. 21 (DRS 21)“aufgestellt.

Doch nicht nur Konzerne müssen sich damit befassen: Auch kapitalmarktorientierte Kapitalgesellschaften, die nicht zur Aufstellung eines Konzernabschlusses verpflichtet sind, müssen den Jahresabschluss um eine Kapitalflussrechnung erweitern (vgl. § 264 HGB). Hier gilt es ebenfalls als empfehlenswert, den DRS 21 anzuwenden.

Cash Flow Statement: Beispiel für die Berechnung (2)

Die gesetzliche Verpflichtung ist ein Grund für ein Cash Flow Statement. Doch für das Liquiditätsmanagement ist es von großer Relevanz zu untersuchen, wie sich die liquiden Mittel innerhalb eines bestimmten Zeitraums verändert haben. Welche Einzahlungen und welche Auszahlungen fanden beispielsweise innerhalb eines Quartals statt?

Hieraus lassen sich wichtige Erkenntnisse ziehen, auch für die künftige Planung. Nicht zu verwechseln ist das übrigens mit den Erträgen und Aufwendungen eines Unternehmens im Sinne der Gewinn- und Verlustrechnung. Ein Unternehmen kann Aufwendungen (zum Beispiel Rückstellungen) zu verbuchen haben, ohne dass es den Bestand der liquiden Mittel verändert hat. Das Cash Flow Statement betrachtet ausschließlich Ein- und Auszahlungen, also zahlungswirksame Veränderungen. Das können beispielsweise sein: Überweisungen von Kund:innen bei der Begleichung von Rechnungen, Ein- und Auszahlungen in die Kasse, Abbuchungen vom Bankkonto für die Begleichung von Stromrechnungen u.v.m. Das Cash Flow Statement sollte auch nicht mit einem Income Statement verwechselt werden. Der Jahresüberschuss oder -fehlbetrag wird mithilfe der Gewinn- und Verlustrechnung berechnet.

Auch für Investoren kann das Cash Flow Statement interessant sein, denn es lässt Rückschlüsse zur Solvenz des Unternehmens zu. Und nicht nur das: Es lässt sich sogar ermitteln, wie sich die Liquiditätssituation konkret durch den operativen Bereich, Investitionen oder Finanzierungen verändert hat.

Cash Flow Statement: Struktur

Das Cash Flow Statement besteht aus mehreren Bestandteilen. Der Anfangsbestand des Cashflows wird innerhalb der betrachteten Periode verändert durch folgende Cash Flows:

  • Mit dem operativen Cash Flow ermittelt ein Unternehmen, wie viele liquide Mittel es aus seiner normalen Geschäftstätigkeit innerhalb einer bestimmten Zeitspanne erwirtschaftet hat. Mehr Informationen dazu finden Sie hier.
  • Mit dem Cash Flow aus Investitionstätigkeiten werden die Mittelzuflüsse und -abflüsse aus der Investitionstätigkeit ermittelt. Das ist beispielsweise der Fall beim Erwerb von Anlagevermögen.
  • Mit dem Cash Flow aus Finanzierungstätigkeiten werden die Ein- und Auszahlungen eines Unternehmens im Zusammenhang mit Finanzierungstätigkeiten betrachtet. Ein klassisches Beispiel ist hier die Aufnahme eines Bankkredits.

Cash Flow Statement: Berechnung

Die Berechnung erfolgt vereinfacht nach folgender Formel:

Anfangsbestand Cash Flow+/- Operativer Cash Flow+/- Cash Flow aus Investitionstätigkeiten+/- Cash Flow aus Finanzierungstätigkeiten.= Cash Flow Endbestand

Das Unternehmen kann also damit berechnen, wie sich der Cash Flow innerhalb einer Periode entwickelt hat. Doch für die konkrete Berechnung gibt es verschiedene Methoden. In der gängigen Literatur wird auf folgende Varianten verwiesen:

  • Direkte Methode
  • Indirekte Methode

Cash Flow Statement: Direkte Methode

Die direkte Methode gilt als etwas aufwendigere Berechnung. Sie findet vor allem dann Anwendung, wenn das Unternehmen selbst Berechnungen anstellt, denn es werden umfangreiche Daten benötigt, auf die das Unternehmen selbstverständlich Zugriff hat. Da mehr Daten zum Einsatz kommen können, gilt die Methode auch als aussagekräftiger. Ein weiterer Pluspunkt: Für die direkte Methode muss das Unternehmen nicht auf einen Jahresabschluss zurückgreifen. Die Berechnung kann also zeitlich beliebig stattfinden.

Die Berechnung des operativen Cash Flows kann nach folgendem gängigen Schema des DSR 21 erfolgen:

Einzahlungen von Kunden für den Verkauf von Erzeugnissen, Waren und Dienstleistungen
-Auszahlungen an Lieferanten und Beschäftigte
+Sonstige Einzahlungen, die nicht der Investitions- oder der Finanzierungstätigkeit zuzuordnen sind
-Sonstige Auszahlungen, die nicht der Investitions- oder der Finanzierungstätigkeit zuzuordnen sind
+Einzahlungen aus außerordentlichen Posten
-Auszahlungen aus außerordentlichen Posten
+/-Ertragsteuerzahlungen
Cash Flow aus der laufenden Geschäftstätigkeit

Für die Gliederung des Cash Flow aus der Investitionstätigkeit sieht der DSR 21 Folgendes vor:

Einzahlungen aus Abgängen von Gegenständen des immateriellen Anlagevermögens
-Auszahlungen für Investitionen in das immaterielle Anlagevermögen
+Einzahlungen aus Abgängen von Gegenständen des Sachanlagevermögens
-Auszahlungen für Investitionen in das Sachanlagevermögen
+Einzahlungen aus Abgängen von Gegenständen des Finanzanlagevermögens
-Auszahlungen für Investitionen in das Finanzanlagevermögen
+Einzahlungen aus Abgängen aus dem Konsolidierungskreis
-Auszahlungen für Zugänge zum Konsolidierungskreis
+Einzahlungen aufgrund von Finanzmittelanlagen im Rahmen der kurzfristigen Finanzdisposition
-Auszahlungen aufgrund von Finanzmittelanlagen im Rahmen der kurzfristigen Finanzdisposition
+Einzahlungen aus außerordentlichen Posten
-Auszahlungen aus außerordentlichen Posten
+Erhaltene Zinsen
+Erhaltene Dividenden
Cash Flow aus der Investitionstätigkeit

Der Cash Flow aus Finanzierungstätigkeit wird gem. DRS 21 wie folgt gegliedert:

Einzahlungen aus Eigenkapitalzuführungen von Gesellschaftern des Mutterunternehmens
+Einzahlungen aus Eigenkapitalzuführungen von anderen Gesellschaftern
-Auszahlungen aus Eigenkapitalherabsetzungen an Gesellschafter des Mutterunternehmens
-Auszahlungen aus Eigenkapitalherabsetzungen an andere Gesellschafter
+Einzahlungen aus der Begebung von Anleihen und der Aufnahme von (Finanz-) Krediten
-Auszahlungen aus der Tilgung von Anleihen und (Finanz-) Krediten
+Einzahlungen aus erhaltenen Zuschüssen/Zuwendungen
+Einzahlungen aus außerordentlichen Posten
-Auszahlungen aus außerordentlichen Posten
-Gezahlte Zinsen
-Gezahlte Dividenden an Gesellschafter des Mutterunternehmens
-Gezahlte Dividenden an andere Gesellschafter
=Cash Flow aus der Finanzierungstätigkeit

Cash Flow Statement: Indirekte Methode

Wenn Externe, wie beispielsweise potenzielle Investoren oder Banken, eine Kapitalflussrechnung vornehmen möchten, wählen sie meist die indirekte Methode. Der Grund dafür ist sehr simpel: Bei dieser Berechnungsmethode kann die Ermittlung des operativen Cash Flows mit den Daten, die das Unternehmen im Jahresabschluss veröffentlicht hat, vorgenommen werden. Die Berechnungsmethode gilt daher als einfacher, aber auch ungenauer. Die Berechnung kann nach folgendem gängigen Schema (angelehnt an DRS 21) erfolgen:

Periodenergebnis (Konzernjahresüberschuss/-fehlbetrag einschließlich Ergebnisanteile anderer Gesellschafter)
+/-Abschreibungen/Zuschreibungen auf Gegenstände des Anlagevermögens
+/-Zunahme/Abnahme der Rückstellungen
+/-Sonstige zahlungsunwirksame Aufwendungen/Erträge
+/-Zunahme/Abnahme der Vorräte, der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen sowie anderer Aktiva, die nicht der Investitions- oder der Finanzierungstätigkeit zuzuordnen sind
+/-Zunahme/Abnahme der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen sowie anderer Passiva, die nicht der Investitions- oder der Finanzierungstätigkeit zuzuordnen sind
-/+Gewinn/Verlust aus dem Abgang von Gegenständen des Anlagevermögens
+/-Zinsaufwendungen/Zinserträge
-Sonstige Beteiligungserträge
+/-Aufwendungen/Erträge aus außerordentlichen Posten
+/-Ertragsteueraufwand/-ertrag
+Einzahlungen aus außerordentlichen Posten
-Auszahlungen aus außerordentlichen Posten
-/+Ertragssteuerzahlungen
=Cash Flow aus der laufenden Geschäftstätigkeit

Ansonsten bleibt es bei vorgenannter Formel:

Anfangsbestand Cash-Flow+/- Operativer Cashflow+/- Cashflow aus Investitionstätigkeiten+/- Cashflow aus Finanzierungstätigkeiten.= Cash Flow Endbestand

Cash Flow Statement: Beispiel

Ein Unternehmen erstellt ein Cash Flow Statement nach der direkten Methode für das zweite Quartal 2022. Für das erste Quartal ermittelte es liquide Mittel in Höhe von 70.000 Euro.

Q1 in EuroQ2 in Euro
Einzahlungen von Kunden für den Verkauf von Erzeugnissen, Waren und Dienstleistungen120.000130.000
Auszahlungen an Lieferanten und Beschäftigte-50.000-75.000
Sonstige Einzahlungen, die nicht der Investitions- oder der Finanzierungstätigkeit zuzuordnen sind+12.000+2.000
Sonstige Auszahlungen, die nicht der Investitions- oder der Finanzierungstätigkeit zuzuordnen sind-5.000-20.000
Einzahlungen aus außerordentlichen Posten+2.000+3.000
Auszahlungen aus außerordentlichen Posten-4.000-4.000
Steuerzahlungen-13.000-15.000
Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit= 62.000= 21.000

Im zweiten Schritt ermittelt das Unternehmen den Cash Flow aus der Investitionstätigkeit:

HeaderQ1 in EuroQ2 in Euro
Auszahlungen für Investitionen in das immaterielle Anlagevermögen-2.000 Euro-1.000 Euro
Einzahlungen aus Abgängen von Gegenständen des Sachanlagevermögens+5.000 Euro+2.000 Euro
Auszahlungen für Investitionen in das Sachanlagevermögen- 4.000 Euro-24.000 Euro
Erhaltene Zinsen+ 0 Euro+300 Euro
Cashflow aus der Investitionstätigkeit- 1.000 Euro-22.700 Euro

Der Cashflow aus Finanzierungstätigkeit:

Euro
Einzahlungen aus Eigenkapitalzuführungen+35.000 Euro+ 10.000 Euro
Einzahlungen aus der Aufnahme von (Finanz-) Krediten0 Euro+ 10.000 Euro
Auszahlungen aus der Tilgung von (Finanz-) Krediten-20.000 Euro- 38.000 Euro
Einzahlungen aus erhaltenen Zuschüssen/Zuwendungen+1.000 Euro+2.000 Euro
Gezahlte Zinsen-8.500 Euro-13.000 Euro
Gezahlte Dividenden- 5.000 Euro- 4.000 Euro
Cashflow aus der Finanzierungstätigkeit+ 2.500 Euro-33.000 Euro

Der Anfangsbestand lag bei 60.000 Euro. Dieser veränderte sich wie folgt:

Anfangsbestand 70.000 Euro + 21.000 Euro (operativer Cash Flow) - 22.700 Cashflow aus Investitionstätigkeit - 33.000 Euro (Cashflow aus Finanzierungstätigkeit) = 35.300 Euro.

Die liquiden Mittel haben also deutlich abgenommen. Das Unternehmen sollte im Vergleich mit dem Vorquartal analysieren, woran diese Veränderung lag. Durch die Betrachtung der einzelnen Posten ist das leicht möglich. Natürlich kann sich beispielsweise eine hohe Investition erheblich auswirken.

Cash Flow Statement: Analyse

Was sagt das Ergebnis des Cash Flow Statement nun tatsächlich aus? Das Ergebnis zeigt, ob das Unternehmen nun über mehr oder weniger liquide Mittel verfügt als zu Beginn der Periode verfügt. Es handelt sich daher um ein wichtiges Instrument des Liquiditätsmanagements. Häufig fällt auch der Begriffe Mittelherkunftsrechnung, da offengelegt werden kann, ob sich der Cast Flow im operativen Bereich, bei der Investitionstätigkeit oder Finanzierungstätigkeit verändert hat. So kann schnell identifiziert werden, ob in einem bestimmten Bereich Fehlentwicklungen zu beobachten sind und Maßnahmen ergriffen werden sollten.

As a seasoned financial analyst with extensive experience in corporate finance and accounting, I'll delve into the intricacies of the article you provided, shedding light on each concept with a depth of knowledge and expertise.

Cash Flow Statement: Definition

The article begins by introducing the Cash Flow Statement, known as "Kapitalflussrechnung" in Germany. Contrary to a potential misunderstanding due to its name, it focuses not on the total capital of a company but specifically on its liquid assets. The term "Cash Flow Statement" is emphasized as a more accurate description. Various terms like "Cash Flow Rechnung," "Finanzflussrechnung," and others are mentioned, indicating the diversity in language use.

Cash Flow Statement: Explanation

The purpose of the Cash Flow Statement is then explained. Companies, both mandated by law and voluntarily, generate a Cash Flow Statement to assess how their liquid assets have changed over a specific period. This analysis becomes crucial for liquidity management, helping understand the inflows and outflows during the period, aiding in future planning.

Cash Flow Statement: Structure

The structure of the Cash Flow Statement is detailed, comprising the initial balance and various cash flows:

  1. Operating Cash Flow: Reflects the liquid funds generated from normal business operations.
  2. Investing Cash Flow: Involves the inflows and outflows related to investment activities.
  3. Financing Cash Flow: Examines the company's cash transactions associated with financing activities.

Cash Flow Statement: Calculation

The formula for calculating the Cash Flow Statement is provided, involving the initial balance, operating cash flow, investing cash flow, and financing cash flow. Different methods for calculation are mentioned, including the direct and indirect methods.

Cash Flow Statement: Direct Method

The direct method is highlighted as a more complex but comprehensive calculation. It requires extensive data accessible to the company, making it more informative. The direct method doesn't rely on a year-end financial statement, providing flexibility in timing.

Cash Flow Statement: Indirect Method

The indirect method is portrayed as simpler, often preferred by external parties like investors or banks. It relies on data from the annual financial statement, making it easier but potentially less accurate.

Cash Flow Statement: Example

An illustrative example is presented, showcasing how a company calculates its Cash Flow Statement using the direct method for a specific quarter. The detailed breakdown includes operating, investing, and financing activities, resulting in a closing balance.

Cash Flow Statement: Analysis

The article concludes with an emphasis on the significance of interpreting the Cash Flow Statement. It highlights the importance of understanding whether the company has more or fewer liquid assets than at the beginning of the period. The term "Mittelherkunftsrechnung" is introduced, suggesting a focus on whether changes in Cash Flow stem from operations, investments, or financing activities. This analysis aids in identifying potential issues and implementing corrective measures.

In summary, the article provides a comprehensive overview of the Cash Flow Statement, covering its definition, explanation, structure, calculation methods, a practical example, and the importance of analysis for effective liquidity management.

Cash Flow Statement: Beispiel für die Berechnung (2024)
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